Duisburg/Bad Laasphe. Kunst erleben, Kunst begreifen und vor allen Dingen Kunst verstehen, können Schüler im Unterricht. Sinngebender ist es jedoch, sie auch exemplarisch erlebbar zu machen. Am besten geschieht dies durch „Kunstreisen“. Eine besondere Exkursion führte jetzt der Kunstlehrer des Gymnasiums Schloss Wittgenstein, Herbert Kleinbruckner/Gautam, mit seinen Schülerinnen und Schülern der Q1 GK1 ins Duisburger Lehmbruck-Museum durch. Duisburg ist keine Weltreise für Wittgensteiner und die Fahrt ab dem Bad Laaspher Busbahnhof startete morgens um 8.30 Uhr. Gut 180 Kilometer in Kurzweil, eine Rast in der Ohligser Heide und Ankunft noch vor Öffnung des Lehmbruck-Museums um 12 Uhr - besser kann es nicht laufen.
Der Kursleiter lässt sich stets für seine Schülerinnen und Schüler eine Menge einfallen, um den jungen Menschen Kunst, das Schöpferische, Epochen und die Vitae der einzelnen Kunstschaffenden sehr nahe zu bringen. Gelegen ist ihm speziell daran, die Möglichkeit zu bieten, Originale zu bestaunen und sie auf sich wirken zu lassen und wenn es seitens der Museen gestattet ist, sie nicht nur mit den Augen „abzutasten“, sondern auch ihre Haptik zu spüren. Das ist immer auch mit vorbereitender Arbeit und Einlesen zu den jeweiligen Kursfahrten verbunden. „Es soll Spaß machen, es soll aber in erster Linie den Blick schulen, indem sich die jungen Leute im Vorfeld mit den Künstlern, ihren persönlichen Hintergründen, den Schicksalen und den Wegen der Kunstschaffenden zu ihren Kunstformen auseinandersetzen und verstehen“, so Herbert Kleinbruckner/Gautam.
Das 20. Jahrhundert in der bildenden Kunst gehört in den Kunst-Lehrplan und so war die Sicht auf die Werke Wilhelm Lehmbrucks absolutes Muss. Der Bildhauer wurde 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren. Er gilt neben Ernst Barlach als wichtigster deutscher Plastiker der Klassischen Moderne, hatte mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 präsent geblieben. Die Architektur des Museumsbaus ist ein absoluter Hingucker. Lichtdurchflutete Glaswände, Abstufungen in Galerien, großzügige Treppenaufgänge laden zum Verweilen, Wirkenlassen und Staunen ein. Lehmbrucks zweiter Sohn, der Architekt Manfred Lehmbruck, gestaltete das Museumsgebäude.
Es gilt heute als einer der interessantesten und schönsten Museumsbauten der Nachkriegszeit und bietet viel Raum, um die beeindruckenden Skulpturen Lehmbrucks und anderer Künstler in Sammlung und Wechselausstellungen zu präsentieren.
23 Schülerinnen und Schüler mit Kunstlehrer kamen sogar kostengünstig in die Ausstellungen, da jeder erste Freitag im Monat unter dem Motto „pay what you want“ (bezahl, was Du magst) steht. Eine Spendenbox steht dafür bereit. Luisa Grosse war erste referierende Schüler im ogenannten Lehmbruck-Flügel des Hauses. Sie hatte sich auf Lehmbrucks „Mutter mit Kind“ vorbereitet und informierte über das Steingussverfahren und die Plastik. Seit etwa 1910 gibt es künstlerische Arbeiten in dieser Technik, zum Beispiel von Wilhelm Lehmbruck oder Hans Arp, der ebenfalls mit Exponaten im Lehmbruck-Museum vertreten ist. Das Thema „Mutter und Kind“ beschäftigte Lehmbruck lebenslang. Es zeigt die Mutter als glücklich-liebende und ist noch deutlich der klassischen Bildhauerei verpflichtet.
Anna Lena Kuhli beschäftigte sich mit „Der Gestürzte“, ebenfalls im Steingussverfahren gearbeitet. Die Schülerin wies in ihren Formulierungen zu der Plastik sowohl auf die Symbolfigur für das Kriegssterben in Europa, als auch für die persönliche Existenz des Künstlers hin. Das Thema des verzweifelten, gescheiterten, gefallenen, am Boden liegenden Menschen beschäftigt ihn bis zu seinem Tod und kulminiert in diesem Motiv. Weitere Referate zu den ebenfalls im Lehmbruck-Museum befindlichen Werken der Künstler Henry Moore und Jean Tinguely erfolgten dann im Schulunterricht.
Ein besonderer Dank gilt den Sponsoren der eindrücklichen Fahrt und dem Förderverein des Schlossgymnasiums in Bad Laasphe, sowie Busfahrer Markus Rettler, der die junge Reisegruppe sicher wieder in die Heimat chauffierte.
Text und Fotos: Christiane Sandkuhl / Westfalenpost